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In memoriam  Dr. Fritz-Karl Hammacher        +02.März 2020
Die folgende Abhandlung wurde von unserem langjährigen Obmann für Falknerei Dr. Fritz-Karl Hammacher verfaßt.

 

Die Falknerei

Die Falknerei ist eine Jahrtausende alte Jagdform, die in ihrer frühen Form aus dem asiatischen Raum kam, der in etwa in der heutigen Region von Kasachstan gewesen sein dürfte. Von dort kam sie dann  weiter in Richtung Westen und wurde im Mittelalter im heutigen europäischen Raum intensiv und auf hohem Niveau ausgeübt. Diese Jagdform war als Privileg wie auch die übrige Jagd vor allem dem Adel vorbehalten.

Das damalige Wissen wurde im 12.Jahrhundert in dem Buch „ De Arte venandi cum avibus“

(Über die Kunst mit Vögeln zu jagen) durch den Staufenkaiser  Friedrich II zusammengefasst.

Dieses Buch ist mit seinen umfassenden Informationen auch noch heute ein wichtiges Werk für die praktische Falknerei.

Eine besondere Blüte erlebte die Falknerei in  Deutschland dann in der Barockzeit, in welcher es für den geistlichen und weltlichen Adel eine Selbstverständlichkeit war mit Falken und anderen Greifvögeln zu jagen. Im Schloß Falkenlust bei Bonn, das zu seiner Zeit vom Wittelsbacher Fürstbischof Clemens August speziell für die Falknerei errichtet wurde, findet sich ein spezielles Museum, das sich der damaligen Falknerei widmet.

Mit der weiteren Entwicklung der Feuerwaffen ging die Pflege der Falknerei dann in Deutschland zurück, wurde aber in England und vor allem im arabischen Raum immer weiter gepflegt.

Im Jahre 1923 wurde der Deutsche Falkenorden gegründet, dem ich seit1973 angehöre. In

Stadtlohn haben wir 1988 und 1998 eine internationale Tagung mit mehreren hundert

Teilnehmern, wovon etwa 60 aktiv mit ihren Greifvögeln gebeizt haben, durchgeführt. Für die

zur Verfügung Stellung ihrer Reviere waren und sind wir den Revierinhabern im Bereich unseres Hegeringes, aber auch der übrigen Kreisjägerschaft, sehr dankbar.

Zur Zeit bin ich der einzige jagdlich aktive Falkner im Bereich des Hegeringes und hoffe diese fasziniernde Art der Jagd noch einige Zeit ausüben zu können.

Betreffend die praktische Ausübung der Falknerei in der heutigen Zeit informiert die folgende Zusammenfassung:

 Die Falknerei unterscheidet sich von der hier üblichen Jagd dadurch, dass  die Jagdwaffe zur Erbeutung des Wildes nicht das Gewehr sondern ein abgerichteter Greifvogel - hier genannt Beizvogel - ist.

Von Seiten des Gesetzgebers muss der Falkner, um die Falknerei ausüben zu dürfen , die Jägerprüfung und die Falknerprüfung erfolgreich bestehen und im Besitz eines gültigen

Falknerjagdscheins sein, der bei der unteren Jagdbehörde gelöst und immer wieder erneuert werden muss, wie bei dem normalen Jagdschein.

Soweit mir bekannt kann der zukünftige Falkner bei der Jägerprüfung von dem Fach Waffenkunde befreit werden. Er kann dann natürlich niemals den normalen Jagdschein lösen

oder ein Revier pachten, weshalb die meisten Falkner auch die vollwertige Jägerprüfung ablegen.

Betreffend die Berechtigung die Jagd auszuüben bestehen die gleichen Auflagen wie  beim Jäger mit der Waffe, das heißt man muss entweder Eigenjagdbesitzer, Revierpächter oder Jagdgast sein und natürlich auch die Jagd- und Schonzeiten beachten.

Eine Ausnahme besteht allerdings darin, dass vom Grundbesitzer, der ja der primäre Inhaber des Jagdrechts ist, Falknern die Genehmigung gegeben werden kann in Gebieten, wo die Jagd mit der Waffe wegen Gefährdung der Bevölkerung nicht ausgeübt werden darf, auf Kaninchen die Beizjagd auszuüben. Die betrifft insbesondere öffentliche Parkanlagen, Friedhöfe, Industriegebiete und ähnliche Bereiche.

Von den Greifvögeln sind nur ein Teil als Beizvögel geeignet, obwohl alle gezähmt und zur Rückkehr zum Falkner abgerichtet werden können. Dies hängt damit zusammen, dass ein vernünftiges Größenverhältnis zwischen Beizvogel und Jagdbeute bestehen muss, d.h. z.B. Mäuse sind völlig ungeeignet, da sie zwar von fast allen Greifvögeln mitgenommen aber sofort verschlungen werden. Als Beispiele für ein vernünftiges Größenverhältnis zwischen

Greifvogel seien genannt: Adler fängt Fuchs, Hase und Kaninchen. Habicht oder habichtgroße

Vögel wie Harris Hawk, Rotschwanzbussard jagen Kaninchen, Fasanen, Krähen, Möven.

Der Wanderfalke und andere Falken ähnlicher Größe werden zur Jagd auf Fasanen, Rebhühner, Enten, Krähen und Möven eingesetzt. Mit dem Sperber kann man Amseln und andere Vögel beizen. Diese Beizjagd ist aber z.Zt. wegen Schutzes der Beutetiere verboten.

Zur praktischen Seite der Durchführung der Beizjagd nur stichwortartig einige Bemerkungen,

denn über die Kunst mit Vögeln zu jagen gibt es seit alter Zeit zahlreiche Bücher und der Falkner lernt sein ganzes Leben lang immer noch dazu.

Die Abrichtung des Beizvogels besteht hauptsächlich darin ihm beizubringen zum Falkner zurückzukehren d.h. er kommt nur wenn er Hunger hat und muss dann lernen, dass er vom

Falkner auf dem Handschuh oder auf dem Federspiel Futter d.h. Fleisch bekommt. Dies können Teile der Jagdbeute aber auch Tauben, Eintagsküken oder ähnliches sein.

Auch jagen will der Vogel nur, wenn er in der entsprechenden Kondition ist. Das heißt aber nicht, dass er abgemagert sein darf. Die richtige Kondition kann der Erfahrene am Verhalten des Vogels aber auch mit Hilfe der Wage erkennen.

Bei der Jagd trägt der Falkner seinen Vogel entweder auf dem Lederhandschuh – Faust genannt – oder er lässt ihn in sog. freier Folge über sich und dem suchenden Jagdhund von Baum zu Baum fliegen, was der Vogel sehr schnell lernt, da er sieht, wo Beute zu erwarten ist.

Wanderfalken oder andere Falken vom hohen Flug lernen im freien Luftraum über dem Falkner und seinem anzuwarten und so die Beute anzujagen.

Zum Aufstöbern des Wildes kann der Mensch mit dem Treiberstock sich betätigen wie bei der

normalen Jagd. Aber auch Jagdhunde, die natürlich die Zusammenarbeit mit dem Falkner und Beizvogel gelernt haben, und bei der Kaninchenjagd Frettchen sind unentbehrliche Jagdhelfer.

Das gefangene d.h. gebeizte Wild apportiert der Vogel aber keineswegs dem Falkner, sondern will es selber fressen. Der Falkner läuft also zu dem Beizvogel, der seine Beute festhält, tötet - wenn noch nötig- das Beutetier, deckt es mit der Tasche ab und lockt seinen Beizvogel mit einem Stück Fleisch auf die Faust. Die Beute verschwindet dann in  Falknertasche. 

Die maximale Jagdbeute pro Tag beträgt pro Falkner und Vogel 4 Kreaturen. Diese wird aber nur selten und zwar dann in gut besetzten Kaninchenrevieren erreicht. Bei Falken werden – wenn überhaupt ein Erfolg  sich ergibt – höchstens 1-2 Stück Wild erlegt. Deswegen braucht niemand, der Falkner in sein Revier einlädt, befürchten, dass sein Wildbesatz dadurch entscheidend reduziert wird.

Genau wie die Jäger mit der Waffe haben sich die Falkner in Verbänden organisiert, die gemeinsame Veranstaltungen planen, die Freundschaft unter den Mitgliedern fördern, aber

vor allem auch die Interessen der Falknerei gegenüber der Politik und an anderen öffentlichen Stellen vertreten.

Die größten Verbände in Deutschland sind der Deutsche Falkenorden (etwa 1200 Mitglieder), dem auch ich seit 1973 angehöre und der Orden Deutscher Falkoniere (etwa 500 Mitglieder). Diese Verbände arbeiten seit Jahren gut zusammen und sind auch mit dem  Deutschen Jagdschutzverband freundschaftlich verbunden.

Unser Verband organisiert alle 2 Jahre eine internationale Tagung , die von den Landesverbänden abwechselnd ausgerichtet wird. In Stadtlohn fand diese Veranstaltung 1988

und 1998 unter meiner Mitwirkung statt und war jeweils ein großer Erfolg.

 

Dr. Fritz-Karl Hammacher

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